Praxiswerkstatt Natascha Koller
Blog Faire Trennung zum Wohle aller

Von der Redaktion die Salzburgerin wurde ich um ein Interview zum Thema Mingle-Beziehungen“ gebeten - diese Anfrage habe ich auch gleich zum Anlass genommen, mich mit dem Thema “Mingle” auseinanderzusetzen, das immer mehr Menschen betrifft.

Der Begriff „Mingle“ setzt sich aus den Worten „mixed“ und „Single“ zusammen und bedeutet nichts anderes als ein Leben als Single zu führen, jedoch gleichzeitig ein loses, unverbindliches Verhältnis mit einem Partner oder einer Partnerin zu haben. Viele Menschen erhoffen sich davon ein Leben in großer Freiheit und Unabhängigkeit, das trotzdem Momente von Zweisamkeit, Nähe und Sexualität bietet.

Beziehung – was können wir davon erwarten?
Im Allgemeinen hat sich das Beziehungsverhalten in den letzten vierzig Jahren deutlich verändert. Wir führen kürzere, dafür mehr Beziehungen. Dadurch haben wir auch mehr Trennungserfahrungen, die jedoch nicht einfacher oder weniger belastend sind. Gleichzeitig nehmen die Perioden, in denen wir Single sind, zu. Dennoch ist die feste Zweierbeziehung nach wie vor die Lebensform, die die meisten von uns als ideal ansehen. Die Sehnsucht nach einer lebenslangen Bindung ist sehr groß. Das hat mit dem Wunsch nach Zugehörigkeit zu tun. Auch die feste Zweierbeziehung hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert. Klassische Rollenbilder sind am Aufbrechen und im Vordergrund steht eine Partnerschaft auf Augenhöhe. Diese stellt die Menschen immer wieder vor neue Herausforderungen, denn die Kräfteverteilung muss immer wieder neu ausverhandelt und in Balance gebracht werden. Unterstützt durch Film, Fernsehen und soziale Medien haben viele Menschen außerdem enorm hohe Idealvorstellungen von Liebe, Romantik und Beziehung (bzw. überhaupt von Lebenszielen). Diese lassen sich nur schwer verwirklichen, lösen aber oft Zweifel an der eigenen Beziehung aus, wenn diese nicht den hohen Erwartungen entspricht.

Ob Single, Mingle oder in Partnerschaft lebend, die meisten Menschen befinden sich in einem Spannungsfeld zwischen gelebter Individualität, Unabhängigkeit und Freiheit und dem Bedürfnis nach Zugehörigkeit, Nähe und Geborgenheit. Es gilt beiden Wünschen so nahe wie möglich zu kommen.

Liebe ohne Leiden – geht das überhaupt?
Als wichtiger Aspekt zeigt sich immer wieder, dass Menschen Angst davor haben, verletzt zu werden. In Wirklichkeit jedoch gibt es die Liebe ohne Leiden aber ohnehin nicht, denn wer liebt, wird auch leiden. In jeder Beziehung gibt es Krisen und Tiefpunkte, Rückschläge, Krankheiten usw., die Kummer und Sorgen mit sich bringen. Und jede Beziehung hört unweigerlich irgendwann auf, entweder aufgrund von Ereignisse im Leben oder allerspätestens durch den Tod. Wer liebt, öffnet sich dem großen Spektrum aller menschlichen Gefühle. Das ist schön, aber gleichzeitig auch schmerzhaft. Wir wollen jedoch oft nur noch schöne Erfahrungen machen. Wir wollen verliebt sein, uns entfalten und das Leben genießen. In einer Beziehung sind es aber gerade auch die weniger guten Momente und die Krisen, die das Gefühl von Zusammengehörigkeit und Verlässlichkeit stärken.

Ein Leben als Mingle – worauf kommt es dabei an?
Mingle-Beziehungen sind modern. Die Verheißung, dass man auf diese Weise die schönen Seiten des Lebens genießen kann ohne sich mit Schwierigkeiten oder negativen Themen zu befassen, ist jedoch häufig zu schön um wahr zu sein. Davon abgesehen wissen viele oft selber gar nicht, dass sie ein Mingle sind. Das passiert, wenn die Beteiligten ihren eigenen Status unterschiedlich definieren und sich zu wenig darüber austauschen. Dann hält einer der Beteiligten die Konstellation für eine Beziehung und der andere nicht. Oder ein Partner hat tiefere Gefühle, während der andere den Spaß in den Vordergrund stellt oder sich noch weitere Partnerschaftsoptionen offen hält.

Menschen, die ihr Mingle-Dasein bewusst und auch gern führen, sind oft Personen, die auf ihr eigenes Wohl bedacht sind. Ihre eigene Selbstverwirklichung und ihr eigener Spaß am Leben stehen für sie im Vordergrund. Verantwortung zu übernehmen und Rücksicht zu nehmen steht in einem direkten Widerspruch zu ihren Bedürfnissen.

Wenn ein asymmetrisches Verhältnis entsteht, also ein überzeugter Mingle auf eine Person trifft, die auf der Suche nach einer festen Beziehung ist, dann sind Probleme und Liebeskummer praktisch vorprogrammiert.

Mingle sein und trotzdem fair bleiben – was ist zu beachten?
Ein Leben als Mingle mag modern, ungezwungen und lustig sein, jedoch wird es gesellschaftlich nicht immer vorbehaltlos akzeptiert. Konservativ denkende Familienmitglieder, Freunde und Kollegen bringen möglicherweise nur wenig Verständnis dafür auf, insbesondere Frauen gegenüber. Nicht ohne Grund werden Mingle-Beziehungen häufig im Verborgenen geführt oder nur in einem kleinen Zirkel vertrauter Personen gezeigt. Gerade in dieser Geschlossenheit lauern auch Gefahren. Es kann z. B. zu einer größeren emotionalen Belastung kommen, wenn es Probleme gibt und man sich nicht oder nur eingeschränkt mit anderen darüber austauschen kann. Außerdem darf man nicht übersehen, dass man trotz der Diskretion gegenüber der Außenwelt sich selbst und dem Mingle-Partner gegenüber ehrlich und transparent bleibt und Wünsche und Bedürfnisse klar und deutlich kommuniziert.

Vom Mingle-Verhältnis in die Partnerschaft – kann das gelingen?
Wenn jemand Verbindlichkeit verweigert, der andere diese jedoch braucht und auch klarstellt, dass ihn die Unverbindlichkeit verletzt, dann sollte es über kurz oder lang eine Veränderung geben. Wenn sich das Verhalten des anderen nicht verändert, dann muss man den Gedanken an eine Trennung zulassen. Manchmal muss man sich eingestehen, dass die jeweiligen „wichtigen Bedürfnisse“ zu verschieden sind. Wenn das Problem auf Dauer nicht beachtet wird, kommt es unweigerlich zu Enttäuschungen und mitunter auch dazu, dass man die Achtung vor sich selbst verliert. Man kann den anderen nicht ändern, aber man kann das eigene Verhalten beeinflussen. D. h. man muss auch respektieren, dass der andere keine verbindliche Beziehung zulassen möchte und daraus die Konsequenzen ziehen. Auf diese Weise kann zwar Liebeskummer nicht verhindert werden, jedoch kann man den Respekt vor sich selbst wahren und gestärkt in eine neue Zukunft gehen.

Fragen zur eigenen Beziehung?
In der Praxiswerkstatt unterstütze ich Sie gerne bei der Beziehungsklärung und biete auch Coachings und Paarberatungen an. Sollten Sie Fragen haben oder Unterstützung in Beziehungsfragen brauchen, so kontaktieren Sie mich gerne. Ich freue mich auf ein Erstgespräch!

Kontakt und Information:


Natascha Koller
Praxiswerkstatt im Gusswerk I
Söllheimer Straße 16
5020 Salzburg
E-Mail: nkoller@aon.at
Tel.: 0662 /877118
www.praxiswerkstatt.com

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